Am 9.9. ist der Tag des alkoholgeschädigten Kindes.
Dieser Tag macht darauf aufmerksam, dass Alkoholkonsum während der Schwangerschaft zu schwerwiegenden Schädigungen des Kindes führen kann. Schon kleinste Mengen Alkohol in der Schwangerschaft können zu irreversiblen Schäden beim Ungeborenen führen.
Es gibt keine wissenschaftlich nachgewiesene Menge Alkohol, die als unbedenklich eingestuft werden könnte. Schon ein Sektglas kann dem ungeborenen Kind gefährlich werden.
Wie wichtig Aufklärung ist, zeigen die Zahlen:
Jede Stunde kommt in Deutschland mindestens ein Kind mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung, kurz FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorders), auf die Welt. Das entspricht 1 % bis 2 % aller Geburten in Deutschland.
Für Hamburg bedeutet dies, dass im Jahr 2021 bei 24.499 Geburten ca. 255 bis 500 Kinder mit Alkoholschädigungen zur Welt gekommen sind. Die Kosten für die Versorgung eines einzelnen Kindes mi FASD belaufen sich bis zur Volljährigkeit durchschnittlich auf ca. 260.000 Euro. In Einzelfällen sogar bis zu 1 Million Euro.
Bundesweit rechnet man inzwischen mit ca. 1,6 Millionen Menschen, die von FASD betroffen sind (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.).
Aber nicht nur in Deutschland gibt es so dramatische Zahlen. FASD ist die größte nicht genetisch bedingte Behinderung weltweit.
Es betrifft Kinder aller Gesellschaftsschichten und kommt nicht ausschließlich in suchtbelasteten Familien vor.
Laut der Berliner Charité trinken mehr als 50 % aller Schwangeren Alkohol, obwohl ihnen bewusst ist, schwanger zu sein,
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann unter anderem zu folgenden Schädigungen führen:
Mangelnde Impulskontrolle, Minderwuchs, Untergewicht, Mikrozephalie, Gesichtsveränderungen, geistige und motorische Entwicklungsverzögerungen, Intelligenzminderung, organische Schäden, Verhaltensstörungen, Skelettfehlbildungen.
FASD ist zu 100 % durch kompletten Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft vermeidbar.
Trotz dieser hohen Anzahl an Betroffenen stehen Menschen mit FASD immer noch selten in der öffentlichen Wahrnehmung.
Sei es in Kindergarten, Schule, Ausbildung oder auf dem Arbeitsmarkt:
FASD ist immer noch nicht bei allen bekannt und gerade Fachkräfte aus den Bereichen Justiz, Medizin oder Pädagogik wissen immer noch zu wenig über diese Form der Behinderung.
So ist es zum Beispiel für Kinder mit FASD immer noch mit großen Anstrengungen verbunden, eine Schulbegleitung zu erhalten.
Lehrkräfte sind zudem oft überfordert im Umgang mit FASD-Kindern.
Weiterhin kommt es vor, dass Mediziner und Medizinerinnen Schwangeren immer noch zum Glas Sekt raten, wenn der Kreislauf mal nicht so mitspielt.
Aufgrund mangelnder Plätze für Diagnostik dauert es oft Monate, bis Betroffene diagnostiziert werden.
Im Erwachsenenbereich gibt es bundesweit nur eine geringe Anzahl an Diagnostikstellen.
In Hamburg gibt es bis heute kein Angebot der FASD-Diagnostik für Erwachsene.
Wir vom FASD-Fachzentrum Hamburg möchten dies ändern.
Wir machen uns auf die Suche nach Medizinern und Medizinerinnen, die sich dieses Themas annehmen möchten.
Wir stehen leiblichen, Adoptiv- und Pflegeeltern mit Beratung und Unterstützung zur Verfügung.
Wir bieten Fachkräften aus allen Bereichen (Jugendhilfe, Vormundschaft, Medizin, Justiz, etc.) Beratung an
Wir vernetzen uns bundesweit, um das Thema FASD in den Fokus zu rücken.
All dies machen wir ehrenamtlich.
Das muss sich ändern!
Hamburg benötigt als zweitgrößte Stadt Deutschlands eine hauptamtliche Beratungsstelle für FASD.
Unterstützen Sie uns bei diesem Vorhaben!
Vielen Dank
Tobias Wolff
1. Vorsitzender
FASD-Fachzentrum Hamburg e.V.
Rothenbaumchaussee 114
20149 Hamburg
Hinweis zum Beitragsbild: Red Shoes Rock ist eine internationale Sensibilisierungskampagne, die den von pränataler Alkoholexposition Betroffenen eine Stimme gibt und sie unterstützt.