Claudia Schwarzlmüller, Gründungsmitglied und Diplom-Psychologin.
Als Inhaberin der „Fortbildungsakademie Hamburg“ erstaunt mich in unseren Fortbildungen immer wieder das Nicht-Wissen der pädagogischen und therapeutischen Fachkräfte über FASD. Auch in meiner eigenen Ausbildung wurde es nur am Rande erwähnt.
In der praktischen Arbeit mit Kindern hatte ich bei einem Beratungstermin in einer Kita ein Schlüsselerlebnis: Ich entdeckte auf meinem Weg durch die erste Kindergruppe ein Kind mit den typischen FASD-Gesichtsauffälligkeiten. Im zweiten Raum fiel mir ein weiteres Kind auf und in der richtigen Gruppe angekommen ein drittes. Obwohl ich stark an meiner Wahrnehmung zweifelte („gleich drei Kinder in einer Kita – unmöglich“) fragte ich die Pädagogen nach den Kindern und stellte dabei fest, dass es ein sehr auffälliges, für FASD typisches Verhalten sowie sehr unklare Diagnosen und Gutachten gab und dass die drei Kinder Geschwister waren. Es war zu diesem Zeitpunkt unmöglich, für diese Kinder eine gute Diagnostik-Möglichkeit für FASD in Hamburg zu finden und die Widerstände auf allen Seiten waren groß.
Ich freue mich, dass mit dem FASD-Fachzentrum eine dringend benötigte Anlaufstelle in Hamburg entsteht. Ich selbst sehe meine Aufgabe darin, in Fortbildungen der Kita-Kräfte, die meist als erste außerhalb der Familie mit den Kindern in engen Kontakt kommen, ein Bewusstsein für dieses Syndrom zu schaffen und auch darüber hinaus beratend tätig zu werden.