Dr. Jan Oliver Schönfeldt, Gründungsmitglied und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin.
Als ich das erste Mal mit dem Thema FASD konfrontiert wurde, war ich noch Schüler und besuchte die 12. Klasse des Gymnasiums: Meine Großtante beschäftigte damals einen jungen Mann, der sich um einige Dinge in ihrem Haushalt kümmerte. Er war sehr zuverlässig und sympathisch und sehr bedacht keine Fehler zu machen. Äußerlich war er gänzlich unauffällig. Tiefer gehende Gespräche konnte man mit ihm allerdings nicht führen, sein Schriftbild war fast unleserlich. Schnell merkte ich, dass sich die Unterhaltungen immer wieder im Kreis drehten. Meine Großtante verriet mir auf Nachfrage, dass die Mutter des jungen Mannes während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hatte.
Während meines Medizinstudiums war „FASD“ kein Thema, weder in den Vorlesungen noch in den zahlreichen Praktika. In meiner Facharztausbildung auf der Neugeborenen-Station hörte ich dann von Entzugs-Symptomen bei Kindern drogenabhängiger Mütter, die gelegentlich einer Therapie bedurften.
Erst in meiner praktischen Arbeit im Institut für Kinderneurologie wurde mir die Tragweite des Themas „FASD“ bewusst. Hier wurde ich mir deutlich wie viel Unwissenheit es zu diesem Thema gibt, auch bei ärztlichen Kollegen und Institutionen, die es eigentlich besser wissen müssten. Mittlerweile betreuen wir im Institut mehr als 100 Familien mit Kindern, die von FASD betroffen sind. Mein Respekt vor der Arbeit der Eltern und der Pflegefamilien ist grenzenlos.
Ich sehe den Sinn in der Gründung und Mitarbeit im FASD Fachzentrum Hamburg darin, für mehr Aufklärung zum Thema „FASD“ zu sorgen, sowohl in der Bevölkerung wie auch bei ärztlichen Kollegen, Jugendämtern und vergleichbaren Institutionen. Außerdem möchte ich mich um eine Weiterbetreuung junger Erwachsener mit FASD kümmern, hier sehe ich einen großen Handlungsbedarf.